Interview mit Kreis-Chorleiter HaJo Karl

haJokarl

Herr Karl, mit welchen Gefühlen blicken Sie der Chorakademie und dem Chorfest entgegen?

Dem Chorfest und der Chorakademie blicke ich mit riesiger Freude entgegen. Es waren jetzt über ein Jahr sehr anstrengende Planungen, Sammlung von Themen und vor allem konzeptioneller Arbeit. Meines Wissens ist die Chorakademie die größte chormusikalische Weiterbildungsveranstaltung, die es in der gesamten Region jemals gab. Es ist uns gelungen die Deutschland weit besten Experten auf Ihren Gebieten in unseren Sängerkreis zu holen. Da kann und muß man sich freuen.
Natürlich gibt es auch einige Wermutstropfen. Bedingt durch die Pandemie gibt es doch eine größere Anzahl von Chören, die nicht mehr am Chorfest teilnehmen kann.  

Die Chorakademie ist ein völlig neues Angebot. Was erhofft man sich von deren Ausrichtung?

Uns war wichtig, verschiedene interessante Themen der Chormusik zu beleuchten und in sehr unterschiedlichen Workshops zu betrachten. Da alle Workshops so konzipiert wurden, dass es Mitmach Sessions sind, erhoffen wir uns dadurch nicht nur Impulse für die musikalischen Leiter sondern für alle Chormitglieder. Das ist ein neuer Ansatz. Damit wollen wir nach der großen Corona Pause jedem einzelnen Chormitglied die Möglichkeit geben seine eigen Interessen in den Fokus zu rücken.
Ziel ist es, konzentriert an einem Wochenende allen Teilnehmern die Möglichkeit der chorischen Weiterbildung auf ganz unterschiedlichen Feldern zu ermöglichen. Fast wie ein Symposium! Die große Anzahl an Anmeldungen aus den Chören zeigt uns, daß wir damit richtig gelegen haben.

Was sind die wesentlichen Inhalte, die transportiert werden sollen?

Nun, da sind zum einen die Themen die die Pflege, Ausbildung und Kontrolle der eigenen Stimme betreffen, da haben sich unfassbare 170 Teilnehmer angemeldet, aber auch Workshops zu neuen und interessanten Werken der einzelnen Chorgattungen. Auch Themen die ganz neu nach der Pandemie entstanden sind z.b. gute Musik für 3-stimmigen Chor oder auch Methoden zur Mitgliederwerbung werden angeboten. Abgerundet wir das ganze mit einem „Meet the Composer“, bei dem der momentan wichtigste Komponist für Chormusik in Deutschland - Alwin Schronen - den Chören seine Werke vorstellt.

Eine Hauptaufgabe des Chorwesens und der Gesangvereine im Allgemeinen ist es, neue Mitglieder zu gewinnen, um den Fortbestand zu sichern. Kann das auf diesem Weg gelingen?

Ja, da haben Sie recht, das ist das dringendste Problem der Chöre unserer Region. Aber da steht in Ihrer Frage auch eine der größten Potentiale unserer Veranstaltung. Wir möchten es fördern, die Entwicklung vom „Gesangverein“ hin zum lebendigen Chor zu fördern, zum Chor der für neue Chormitglieder Möglichkeiten der individuellen Entwicklung bietet. Dazu gehört natürlich gute Stimmbildung, spannende Literatur Themen aber vor allem zu zeigen, dass unserer Chorbewegung lebt und unglaublich viele Möglichkeiten bietet.
Ich glaube schon, dass Duch diese Veranstaltung schon ein großer Focus auf das Singen im Chor geworfen wird. Ich würde mir sehr wünschen, dass durch diese Veranstaltung eine deutlich positivere
Meinung zum Thema Chorsingen entsteht.

Was müssen die Vereine, beziehungsweise die Sängerkreise tun, um die Zukunft des Chorgesangs zu sichern?

Das sind meines Erachtens zwei wichtige Säulen:

  1. Die Chöre müssen sich bewusst werden,, daß wir unser Angebot mehr professionalisieren müssen. Zum Beispiel neue spannende Literatur bearbeiten oder gute Stimmbildnerische Ansätze in den Proben verfolgen. Natürlich gehören dazu auch die richtigen Auftrittskonzepte und  Kooperation der Chöre miteinander um Synergien zu heben.
  2. Einer der wichtigsten Konzepte aber ist die Zusammenarbeit der Chöre mit lokalen Grundschulen und Kindergärten. Wir müssen aufhören zu Jammern, daß der Chornachwuchs fehlt, sondern aktiv dort in Erscheinung treten, wo junge Menschen die ersten Begegnungen mit Singen machen können oder sollten. Dort müssen wir uns viel mehr einbringen um Singen zu etwas ganz natürlichem, einem Glück bringenden Erlebnis zu machen.

Deshalb bin ich sehr froh, dass wir im Rahmen der Chorakademie auch einen Workshop für Kindergärten und Grundschulen anbieten können. So etwas gab es bis jetzt noch nie.

Was würden Sie einem jungen Menschen sagen, um ihm dazu zu bewegen, einem Chor beizutreten?

Singen ist cool - es ist eine einzigartige Möglichkeit seine Stimme, sein eigenes Instrument so zu nutzen, um in einer Gruppe gleichgesinnter unglaublich schöne Klangerlebnisse zu haben. Das ist das Mysterium des Chorsingens und sorgt dafür, dass jede Woche unglaublich viele Menschen den Weg in die Chorprobe finden Ausserdem ist Singen im Chor eine Aktivität die Generationen übergreifend stattfindet. Wir singen all zusammen von jung bis alt! Damit bieten wir auch eine unglaublich spannende Begegnungsmöglichkeit für Menschen unterschiedlicher Diversität

Was erhoffen Sie sich im Allgemeinen von dem Wochenende in Wald-Michelbach?

Ich erhoffe mir, dass unsere Chormitglieder und Chorleiter viele neue Aspekt und Einblicke bekommen - und damit natürlich auch neue Ideen entstehen können.
Selbstverständlich wünsche ich mir auch, dass durch eine solche Veranstaltung das Thema Chorsingen für einen Augenblick auch wieder in den Focus der Gesellschaft rückt und wir zeigen können, wie professionell wir die aktuelle Situation angehen und versuchen, neue Wege zu gehen.

Auf welchen Programmpunkt freuen Sie sich speziell?

Um ehrlich zu sein, freue ich mich auf zwei Programmpunkte des Chorfestes ganz besonders.
Zum einen wollen wir interessierten Chören die Möglichkeit eines Coachings bieten.Das heisst unsere Experten nehmen sich 45 Minuten Zeit um den Chören zuzuhören. Verbesserungen anzuregen und Korrekturen zu begleiten. Das alles findet nur im Umfeld Chor, Chorleiter und Experte statt. Das gab es bisher noch nie! Die vielen Anmeldungen dazu zeigen uns wie gewünscht das ist.
Zum Anderen haben wir zum ersten mal im Rahmen unseres Chorfestes ein offenes Singen geplant. Dort werden alle Menschen - direkt nach dem offiziellen Ende der Chorvorträge - gemeinsam singen. Dazu sind auch alle Gäste aus nah und fern eingeladen. Es bedarf keiner Vorkenntnis und jeder kann sofort mit allen zusammen singen und Spass haben - darauf bin ich sehr gespannt.

Was macht für Sie die besondere Faszination des Chorgesangs aus?

Meine besondere Faszination des Chorsingens hat Ihren Ursprung in zwei Dingen:
Zum einen ist es das gemeinsame Erleben eines vollständig homogenen, Obertonschlüssigen Chorklangs. Das spüren dann auch die Chorsänger/innen und macht jede Probe zu einem besonderen Ereignis.
Zum Anderen ist es gemeinsames erspüren der Kompositionen die wir erarbeiten.
Erst wenn wir dann die Intension des Komponisten erfasst und umgesetzt haben werden die Werke wirklich greifbar und erfüllend. Das ist Chorsingen!! 

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